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Uelzen - Deutschland 04/02/2002

Geiseldrama bei Überfall einer Sparkasse.

22 Stunden dauert das Geiseldrama. Nach 1600 Kilometern Verfolgungsjagt hatte die Zermürbungstaktik der Polizei Erfolg. Die drei Geiselnehmer gaben ohne Schüsse oder Gewalt im ukrainischen Rovne auf, nachdem die beiden deutschen Bankangestellten bereits frei waren. Bei den Tätern soll es sich ersten Erkenntnissen zufolge um Aussiedler aus Kasachstan handeln, die in Hamburg gelebt haben.
Am Ende siegte der lange Atem der Polizei. Offenbar ohne größeren Widerstand ergaben sich die drei Männer, die Hunderte Polizisten aus drei Ländern bei ihrer Flucht über rund 1600 Kilometer mehr als 20 Stunden in ständiger Alarmstellung gehalten hatten. Schließlich gelang der Zugriff, dem längere Verhandlungen mehrerer ukrainischer Polizisten mit den Entführern vorausgegangen waren, gegen 16 Uhr in der Stadt Rovne, etwa 200 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt.
Der erste Kontakt zu den Tätern fand in einem Café in Rovne, in dem die Entführer Getränke einkaufen wollten. Später gelang es dann, den Gangstern ein Handy zu übergeben. Nach stundenlangen Verhandlungen mit Angeboten von 50.000 Euro für die zweite Geisel soll diese freiwillig an die Polizei übergeben worden sein. Wenig später dann haben auch die Täter aufgegeben. Deutsche Ermittler waren an der Festnahme nur noch indirekt über Funk beteiligt - sie waren an der ukrainischen Grenze gestoppt worden.
Beiden Geiseln, einer 25- und einer 39-jährigen Bankangestellten, geht es nach Angaben der Botschaften in Warschau und Kiew den Umständen entsprechend gut. Sie stehen nach der Entführung unter Schock, seien aber körperlich unversehrt.
Dem unblutigen Happy End am 03.04.2002 war eine Odyssee der Geiselnehmer durch Deutschland, Polen und der Ukraine vorausgegangen. Diese hatte am Dienstag nach einem Überfall auf eine Sparkasse in Wrestedt bei Uelzen begonnen, wo die drei Täter einen sechsstelligen Euro-Betrag erbeutet hatten. Die Kidnapper flüchteten mit einem silbernen Seat-Kleinwagen zuerst "völlig planlos", wie der Einsatzleiter der Polizei am Mittwoch berichtete. Zuvor hatten sie drei Polizisten vor der Bank bedroht und sie zur Abgabe ihrer Dienstwaffen gezwungen. Nach Angaben der Polizei sollen die drei Männer, von denen einer Hochdeutsch sprach, selbst großkalibrige Waffen bei sich gehabt haben.
Bei ihrer Flucht Richtung Osten durchfuhren sie mehrere Grenzposten und gaben aus dem Wagen etliche Schüsse ab, hielten aber immer wieder an, um sich zu orientieren. Zunächst fuhren die Kidnapper nach Hamburg, dann wieder nach Süden und schließlich in Richtung Berlin. Immer wieder hatte die Polizei erfolglos versucht, die Täter durch die Sperrung von Abfahrten über die Autobahn 2 in Richtung Westen zu leiten. Als sie in Richtung Polen fuhren, sollten sie am Grenzübergang Frankfurt/Oder durch einen "künstlichen Stau" von mehreren Lastkraftwagen gestoppt werden, was jedoch an den wenigen Lkw auf der Straße vor dem Grenzübergang scheiterte.
Schließlich ließ der Bundesgrenzschutz (BGS) den Wagen ohne Widerstand nach Polen passieren. "Die Gefahr für die Geiseln bei einer Blockade durch unsere Grenzer wäre unkalkulierbar gewesen - für alle Beteiligten", sagte ein leitender BGS-Beamter am Abend gegenüber SPIEGEL ONLINE. Die Sicherheit der Geiseln habe "oberste Priorität" gehabt, so der BGS-Mann. Nachdem der Stau-Versuch gescheitert sei, habe man auch die polnischen Grenzer angewiesen, den Wagen passieren zu lassen.





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